Sendemast Rostock-Toitenwinkel

Im Raum Rostock gibt es eigentlich schon schon immer ein Problem mit der Rundfunkversorgung. Der vermutlich in den 50er oder Anfang der 60er Jahren ca. 30 km östlich von Rostock gebaute Funkturm bei Marlow mit seinen Grundnetzsendern ist zu weit von Rostock entfernt um eine vernünftige Versorgung innerhalb von Gebäuden zu liefern. Westlich von Rostock wird das Signal auch zu schnell schwach und der nächste Grundnetzsender in Schwerin ist auch zu weit entfernt, so das es im Großraum Bad Doberan auch Empfangsprobleme gibt.

Um die Versorgung innerhalb von Rostock zu verbessern, wurden ab 1990 auf dem bestehenden Richtfunkturm in Rostock-Stadtweide mehrere Kleinsender für einige UKW- und TV-Programme (später auch für DVB-T) errichtet. Aber auch dieser Sender hat ein geographisches Problem, denn er sendet über das Gebiet der Rostocker Altstadt hinweg.

Außerdem habe ich das Gefühl das der Empfangsteil heutiger UKW-Radios immer schlechter wird, so das das Hören schlecht zu empfangener Programme keinen Spaß mehr macht.

Die Deutsche Funkturm will deshalb südlich vom Rostocker Seehafen bei Krummendorf und Toitenwinkel (ungefähr hier an der Position des grünen Pfeils) einen neuen fast 250 m hohen abgespannten Stahlgittermast errichten, von dem ich folgende Abbildung fand.

sendemast

Geplant sind folgende Sendeanlagen (von unten nach oben)

  • auf ca. 140 m UKW, vermutlich die Ortssender die heute in Stadtweide senden (LOHRO, N-Joy)
  • auf. ca. 160 m UKW, vermutlich die Grundnetzsender die heute aus Marlow kommen
  • auf ca. 225 m DAB+ (bisher nicht im Raum Rostock ausgestrahlt)
  • auf ca. 230 m DVB-T

Mit der Inbetriebnahme des neues Mastes dürfte es zu einer größeren Umkoordinierung der Rundfunkfrequenzen im Großraum Rostock kommen. Die Grundnetzfrequenzen aus Marlow dürften auf den neuen Mast gehen, die Frequenzen der Füllsender aus Stadtweide (NDR1, Antenne MV, Ostseewelle und DLF) wird man dann sicherlich auf anderen Sendestadtorten östlich von Rostock wiederfinden. Der Sendemast in Marlow dürfte dann sicherlich aufgegeben werden (wenn er nicht noch für den aber aussterbenden Richtfunk gebraucht wird), vermutlich auch der Richtfunkturm in Rostock-Stadtweide (so er nicht auch für andere Funkdienste noch gebraucht wird). Und wer weiß, vielleicht auch der Sendemast auf dem Diedrichshagener Berg (taucht als „Bad Doberan“ in den Listen auf, obwohl es eher Kühlungsborn oder Kröpelin wäre) mit seinen beiden Kleinsendern für NDR1 und N-Joy.

Geplant ist es den neuen Sendemast bis 2014 zu errichten und in Betrieb zu nehmen.

Update 19.04.2013: Die Stadt Rostock hat die Baugenehmigung für den Sendemast erteilt, es kann also demnächst mit dem Bau los gehen.

Update 28.04.2013: Im Bürgerinformationsystem der Stadt Rostock findet man die Beschlußvorlage zum Bau des Sendemastes. In den Anlagen findet man auch die Bauzeichnungen. Der Bauwert des Mastes und des Nebengebäudes sollen 2,6 Mio Euro betragen. Außerdem gibt es hier ein paar Fotos vom Bauplatz.

Update 2.08.2014: Am 5. August 2014 erfolgt der Betriebsaufnahme des UKW- und DVB-T Sendebetriebs in Rostock-Toitenwinkel. Zeitgleich werden die UKW-Sender in Marlow und Rostock-Stadtweide abgeschaltet (DVB-T am 19.08.).

Generell werden alle UKW-Frequenzen von Marlow nach Rostock-Toitenwinkel verlagert und die UKW-Stadt-Frequenzen von NDR1 MV (95,80 MHz), Antenne MV (97,30 MHz) und Ostseewelle (105,60 MHz) aufgegeben. Ein Frequenzwechsel findet beim Deutschlandfunk statt, der übernimmt die wohl etwas leistungsstärkere Frequenz 97,30 MHz (dann ex Antenne MV) anstelle von 106,50 MHz. Übernommen am neuen Senderstandort werden auch die Stadtfrequenzen von N-Joy (88,9 MHz) und Lohro (90,20 MHz).

Das ergibt dann für Rostock-Toitenwinkel folgendes UKW-Angebot, siehe dazu auch die PM von Media-Broadcast:

NDR 1 Radio MV 91,00 MHz
NDR 2 93,50 MHz
NDR Kultur 88,20 MHz
NDR Info 102,80 MHz
N-Joy 88,90 MHz
Deutschlandfunk 97,30 MHz
Deutschlandradio Kultur 96,70 MHz
Antenne MV 100,80 MHz
Ostseewelle 104,80 MHz
Lohro 90,20 MHz

 

Bei DVB-T erfolgt ein Frequenzwechsel, da das NDR-Paket dann im Gleichwellenbetrieb mit Schwerin (Kanal 26) läuft und das ZDF-Paket auf Kanal 24.

Für Rostock wurden von der Landesmedienanstalt einige UKW-Frequenzen ausgeschrieben, so das auf den frei gewordenen Frequenzen neue (noch unbekannte) Angebote starten werden.

Um die Rundfunkversorgung im Bereich von Demmin  durch die Aufgabe des Sendestandortes von Marlow nicht zu stark zu beeinträchtigen, wurde dort vor einigen Wochen Kleinsender für die wichtigen UKW-Programme installiert.

Und zu guter Letzt, auch DAB+ wird ab September von Rostock-Toitenwinkel abgestrahlt. Vermutlich der Bundesmux und der NDR-Mux).

Ein geschichtlicher Abriss des alten Senderstandortes in Marlow findet man beim RBB-Medienmagazin.

Nun ist er weg

Nun ist das zweithöchste Bauwerk in Berlin Geschichte. Der 358 m hohe Sendemast in Berlin Frohnau wurde heute Nachmittag gesprengt.

Immer wenn ich mit dem Zug nach Berlin kam begrüßte er mich als erstes Berliner Wahrzeichen wenn der Zug die Verbindungskurve von der Nordbahn zum Berliner Außenring befuhr. Dann wusste ich, in ein paar Minuten bist du da.

Gebraucht wurde er aber schon lange nicht mehr, denn er wurde Ende der 70er Jahre für die Richtfunkverbindung von Westberlin nach Westdeutschland errichtet um darüber u.a.  den Telefonverkehr abzuwickeln. Zum einem wurde diese 133 km lange Richtfunkverbindung nach Gartow in Niedersachsen durch die Vereinigung Deutschlands überflüssig. Zum anderen läuft die Datenübertragung heute im wesentlichen nicht mehr über Richtfunk sondern über Glasfaserkabel.

Viel Wissenswertes über diesen Mast und die (Richt-)funkanbindungen Westberlins findet man in den Dokumentationen der Deutschen Funkturm und in den Hintergrundinformationen dort. Die Deutsche Funkturm betreibt und verwaltet heute die heute die Türme der Telekom.

Das zweithöchste Bauwerk in Berlin ist jetzt der Sendemast am Scholzplatz mit 230 m. Da über ihn aber UKW und DVB-T abgestrahlt wird, dürfte uns dieser Mast noch ein paar Jahre länger erhalten bleiben. Außer der rbb muß weiter sparen, denn es ist der einzige vom rbb selber betriebene Sender (weil er im „Westen“ ist und alle anderen Sender im Osten von der „Post“ und nicht von den Rundfunkanstalten selber betrieben wurden und werden).

Mal sehen welcher hohe Mast als nächstes Fallen muß. Denn wirklich gebraucht werden sie nicht mehr. Der Richtfunk wurde durch das Glasfaserkabel abgelöst. Und hoch angebrachte Antennen braucht man auch nicht mehr so richtig, weil man sowohl beim Mobilfunk als auch bei Radio und TV heute lieber kleinere Flächen versorgen will um die zur Verfügung stehenden Frequenzen besser ausnutzen zu können.

Nachtrag: Folgendes Video fand ich dazu bei Youtube:

Tschüss und mach es gut (beim alten Eisen)!